Freitag, 29. April 2016

Dritte Welt und die Sache mit dem Fotografieren

Manche Dinge stellt man sich so einfach vor. Ich dachte ich komme nach Tansania und werde erstmal alles fotografieren. Die Realität sieht gezwungenermaßen anders aus. Es ist Tatsache, dass man als "Mzungu" (das sind wir Bleichgesichter) immer auffällt und beobachtet wird. Mein Vermieter sagte ich dürfe nicht unnötig mit Wertsachen alleine unterwegs sein und auch nicht telefonieren. Die Gefahr ausgeraubt zu werden ist halt immer gegeben, vor allem bei Dunkelheit. Es ist sogar gefährlich in den Kleinbussen, die "Dala-Dala" genannt werden und das Hauptverkehrsmittel sind, zu telefonieren. Denn die Fenster sind aufgrund der Hitze immer geöffnet und es kommt vor, dass mal eine Hand durch eines der Fenster greift.
Aufgrund dieser Warnungen bin ich eigentlich immer ohne Kamera unterwegs. Ich finde es schon Risiko genug, dass die im Büro keinen Computer für mich haben und ich daher immer meinen Laptop mitschleppen muss. Jedenfalls ist meistens nicht mehr drin als ein paar schnelle unpräzise Schnappschüsse mit dem Handy. Dabei gibt es so vieles was sich zu fotografieren lohnt. Hier ein paar Beispiele: Die Skyline bei Nacht, Sonnenauf- und untergänge, das Markttreiben und die Fischerhäfen. Leider wird es viele Fotos nicht geben.
Was ich aber bisher gelernt habe ist, dass man jede Gelegenheit, die sich bietet, nicht ungenutzt lassen darf. So habe ich beispielsweise heute Abend auf der Fähre gewartet bis fast alle Passagiere ausgestiegen sind und keine Wachleute in der Nähe waren um schnell ein Foto von einem Fischerhafen zu machen. Fotografieren ist aus Personenschutz und aus Angst vor Anschlägen auf dem Hafengelände und der Fähre bei Strafe verboten. Nichts besonderes, aber ich komme nochmal auf diesen Fischerhafen zurück.

Fischerhafen an der Fähranlegestelle in Kigamboni

Gestern hat es sich ergeben, dass mein Vermieter Besuch von zwei Tansaniern aus Arusha (Kilimandscharo Gegend) bekam. Die waren sehr korrekt und etwa mein Alter, also habe ich ein paar Stunden mit denen geredet. Schließlich hab ich mich überwunden und sie gefragt, ob die mich mal zum Fährhafen begleiten können. Ich wolle ein Foto machen und dass ich aufgrund meines Äußeren dieses Armenviertel nicht bei Nacht, alleine und mit teurer Kamera aufsuchen kann. Die beiden willigten ein. 
Also holte ich mein Stativ und Kamera und  wir fuhren mit Auto Richtung Hafen. Ich war noch nie im Dunkeln dort und war überrascht, dass dort sogar Nachts um 23 Uhr donnerstags noch so viel Action herrscht. Man musste sich halt genau wie tagsüber durch die dunklen Ecken durch die Menschenmenge drängeln - wie am Tage. So standen wir also bei der Fähre und sprachen mit den Sicherheitsbeamten, ob es klargeht wenn wir mal ein Foto machen. Wir wiesen ausdrücklich darauf hin, dass auf den Fotos keine Menschen und keine Fähren zu sehen gewesen wären, aber keine Chance. Wir wurden unhöflich aufgefordert abzurücken. Dann sind wir halt runter zu dem Fischerhafen gegangen, den ich oben fotografiert hatte. Dies ist eine ziemlich raue Ecke, die man bei Nacht natürlich auch nicht alleine aufsuchen sollte: Überall Blechhütten und keine Elektrizität, weswegen die Menschen die Abende draußen verbringen. Hier kennt jeder jeden, nur mich kennt keiner. Und ich bin ja auch noch ein "Mzungu".
Wir fragten einen Barkeeper ob es okay ist wenn wir mal schnell ein paar Fotos schießen. Dieser willigte ein, wies uns jedoch auch darauf hin, dass wir uns beeilen müssen und wir die Augen offen halten sollen. Wir drei hatten jedenfalls ein ungutes Gefühl, beschlossen aber, es schnell durchzuziehen. Während wir aus allen dunklen Ecken beobachtet wurden baute ich schnell das Stativ auf und versuchte ein paar Aufnahmen zu machen. Nach etwa 5 Minuten war etwas brauchbares dabei. Wir sind dann halt schnell abgehauen, kauften auf dem Markt ein paar gegrillte Tintenfische und ab nach Hause. Im Nachhinein bin ich mit den beiden Fotos nicht vollends zufrieden aber ich sacke das mal ein. So siehts aus:




Jedenfalls wird es nicht gelingen alles zu fotografieren, wie ich es gerne hätte. Wenn überhaupt wird es überwiegend Handybilder geben. Sehr schade, aber geht halt nicht anders.
Oder bin ich zu vorsichtig?

Sonntag, 24. April 2016

Erster Lagebericht

3 Tage bin ich nun in Daressalam und es ist heiß. Etwa 38° momentan und das in meinem Zimmer.

Aber mal von Anfang an. Zunächst mal zum Ankommen. Wenn man in Tansania am Flughafen ankommt, ist das erste was es zu besorgen gilt ein Visum. Dazu steckt man die Gebühr für das benötigte Visum einfach in seinen Reisepass und gibt diesen an einem Schalter ab. Das machen nun alle Passagiere, die mit der Maschine gelandet sind nacheinander (etwa 50 Personen). Anschließend werden alle 50 Pässe durchgegangen und nacheinander werden die Leute aufgerufen, deren Pässe fertig sind. Erst danach kann man sein Gepäck abholen. Da die Behörden hier allerdings sehr langsam arbeiten, kann man sich vorstellen dass dieser Vorgang sehr lange dauern kann. Vor allem da der Raum nicht klimatisiert ist und locker 35°C herrschen und wenn man zufälligerweise der Vorletzte ist, der seinen Pass bekommt. Letztendlich verbrachte ich an dieser Stelle bereits 1,5 Stunden, in welchen die meinen Koffer fast wieder auf die Heimreise geschickt haben, da die wohl dachten ich käme nicht mehr. Mal gut dass ich das im Blick hatte -.-

Danach gehts mit dem Taxi Richtung Mietzimmer. Dabei gab es schonmal einen Einblick von dem Verkehr in dieser 4,5 Mio. Einwohner Metropole. Dabei glatt nochmal wegen einer (!) Kreuzung eine halbe Stunde um Stau gestanden. Nebenbei lief auf einem kleinen Bildschirm im Taxi Abba...
Das Haus des Vermieters war erstmal super schwer zu finden, da es sich in einem Vorort befindet und es scheinbar nur Regionen und keine Straßennamen gibt. Also haben der Taxifahrer und ich erstmal ständig mit dem Vermieter telefoniert, damit der uns navigiert. Nach einiger Zeit waren wir der Meinung angekommen zu sein. Also nochmal Vermieter angerufen und gesagt, er solle mal rauskommen, damit wir sehen ob wir richtig sind. Er sagt er kommt raus. Nach 10 Minuten war noch keiner da und ich musste ultimativ pissen. Also sagt Taxifahrer: "Doesn't matter, piss at the wall up there!". Also steige ich aus und mache die Mauer frisch. Plötzlich öffnet sich neben mir eine Tür und mein Vermieter kommt raus... Gleich den besten ersten Eindruck gegeben, aber dann weiß er schonmal was Sache ist! Scheint aber ein cooler Typ zu sein. Trotzdem ist mein Zimmer erstmal Mist. Dazu schreibe ich ein anderes mal etwas. 

Taxi vom Flughafen

Erstmal Sightseeing. Was macht man in einer unbekannten Umgebung als erstes? Klar, ein hohes Gebäude besteigen! Also erstmal zum Exxim-Tower, einfach an die schlafenden Sicherheitsbeamten vorbeischleichen, rauf auf den 29. Stock und hoch zur Antenne. Von hier oben hat man einen glänzenden Blick auf den Präsidentenpalast. Ob das die Sicherheitsbeamten auch wissen?





Nach Hause von der Stadt muss ich leider mit der Fähre fahren, was Zeit und Nerven kostet..

Fähre
Dafür ist der Strand nicht weit. Der Weg dahin ist aber eine Schlammpiste, weshalb zu Fuß gehen nicht so cool ist und keine Busse fahren. Also auf den Rücksitz eines "Piki Pikis" setzen und 2000 Schilling hinblättern was etwa 80ct entspricht. "Piki Pikis" sind alte Motorräder, die meistens von jungen Afrikanern gefahren werden. Diese riechen übrigens sehr verdächtig nach Gras. Soll hier ja häufiger vorkommen..
Erstmal 10 Minuten ohne Sonnencreme in der Sonne gewesen. Ich bereue es jetzt.
Für den Rückweg stand zum Glück ein Taxi zur Verfügung, wobei man ein paar Bilder von den Vororten schießen konnte. Dieses überhitzte aber und wir mussten erstmal 2 Liter Wasser zum Kühlen kaufen. Soll auch häufiger vorkommen...




Mal sehen was noch so passiert. Morgen erstmal erster Arbeitstag..

Donnerstag, 7. April 2016

Zwischen Schallplatten und Spotify [Alex' Stories #6]

Der Winter neigt sich dem Ende zu, der Frühling klopft an jedermanns Tür auf der Nordhalbkugel und die Winterreifen bleiben bald auf der Straße kleben. Ja, es ist Zeit für den Reifenwechsel.
Ab auf den Dachboden von unserem Carport. Und was finde ich da? Meine Sommerreifen. Die Überraschung war nicht sehr groß. Runter damit, und rauf auf die Kiste.
Die alten Reifen müssen wieder hoch, also ab auf die Leiter. Und was liegt da oben? Nichts außergewöhnliches und nichts anderes als eben schon. Moment mal! Was ist das da links? Ein Plattenspieler?! Sinnig. Sieht nur leider schon ziemlich verramscht aus. Runter damit, Reifen hoch, sauber gemacht, ab damit an die Steckdose. Dreht sich. So weit so gut.Welche Von meinen zwei, drei Platten opfere ich, falls die Nadel im Arsch ist? Bela B muss dran glauben. Platte 1, Seite A, erstes Lied. Läuft. Fett.
Das Uraltgerät gleich mal angeschlossen an meinen Uraltverstärker, der den Ton über meine Uraltboxen abgibt. Was ein Sound. Man soll nicht glauben, was damals schon alles möglich war, Spotify kann einpacken, ebenso geiler Sound, nur ohne die Werbung für den werbefreien Streamdienst.

Meinen letzten Plattenspieler habe ich samt gammligen Lautsprechern erst vor einigen Monaten weggegeben, jetzt bin ich froh, das wieder einer hier ist und auch neue Alben noch in das Plastik gepresst werden. Es hat halt einfach noch flair.