Donnerstag, 1. September 2016

Helden des Alltags #1: Im Norden nichts neues

Wir schreiben den 28. Juli 2016. Es ist ein nebliger und verregneter Tag in Odda, Norwegen. Vier Tapfere junge Kerle aus dem Fußvolk, die sich aufmachten um den bis dato unerforschten Norden zu erkunden, packten ihre Sachen aus einem Seat Ibiza um die sogenannte Trolltunga zu besteigen. Philipp, Sven, Maarten und Daniel sind ihre Namen. Gezeichnet von der Reise bis hierhin blieben nur noch wenige Klamotten und nur das nötigste an Ausrüstung, um die bevorstehende Wanderung halbwegs erträglich zu machen.

Aber was ist diese Trolltunga? Es handelt sich dabei um eine Felsformation, die einer Zunge ähnlich sieht. Es ist ein Felsen, der über einem großen künstlichen Stausee ragt, unter welchem es etwa 800 Meter in die Tiefe geht. Aber um diesen Ausblick zu genießen muss man ca. 12 km wandern. Der Weg geht bergauf über Felsen und Schlamm, durch Wasserfälle hindurch, zwischen Schnee und Eis. Jahr für Jahr werden Leute, die den Bedingungen nicht gewachsen sind, von der Bergwacht gerettet. Vor einigen Jahren ist sogar eine Australierin von der Trolltunga in die Tiefe gestürzt. Damit uns so etwas nicht passiert, haben wir stets die (+49)11 gewählt und sind allzeit bereit auch die 0 hinzuzufügen.

Der Wind bläst ihnen um die Ohren. Vor ihnen erstreckt sich der schlammige Aufstieg auf den Berg. Sie atmeten tief durch und machten sich auf den Weg. Kilometer um Kilometer marschierten sie tapfer den Berg hinauf. Die Füße wurden nass, Maartens Leiste tat weh und die Regenjacken hielten auch nicht mehr das, was ihr Name versprach. Nachdem sie über 5 Stunden durch den immer heftiger werdenden Regen gelaufen waren, überstiegen sie die nächste Bergkuppe, hinter der ihnen der besagte Stausee in den Blick fiel. Es war zwar ein beeindruckender Ausblick, aber nun Pfiff ein heftiger Wind um die Ohren, der unsere Jungs in ihren Nassen Klamotten erzittern ließ.

Sie passierten einige Wasserfälle und eine weitere Schlucht. Langsam umschloss sie die Dunkelheit, es wurde kälter. Das Auge des Saurons fegte über sie hinweg. Die Mehrheit der anwesenden stimmte dafür ein Nachtlager aufzuschlagen, um eine Mahlzeit zu sich zu nehmen und sich auszuruhen. Da auf den Bergkuppen der Wind zu heftig blies, beschlossen sie ihr Nachtlager im Tal einer Schlucht aufzuschlagen. Zwischen zwei Flussläufen, die von einem Wasserfall gespeist wurden, stellten sie das Zelt auf. Da es zunehmend kälter wurde und der Regen zunahm, beeilten sie sich zunehmends und suchten Zuflucht im Trockenen. Nun konnten sie endlich ihre nassen Klamotten ablegen und sich in ihre weitestgehend trockenen Schlafsäcke kuscheln.

Doch die Erleichterung währte nur kurz. Als das Zelt vor dem Wind erzitterte und die äußere und innere Zeltwand zunehmend Kontakt hatten, lief es ihnen eiskalt den Rücken herunter. Sie hatten in ihrer Eile vergessen die Seile, die die äußere Zeltwand spannten, mit Heringen zu fixieren. Sie erkannten, dass es zwecklos ist, jetzt zu schlafen. Das Zelt drohte jeden Augenblick über ihren Köpfen zusammenzubrechen. Doch dann traten zwei Helden aus dem Elend hervor: Sven und Daniel erklärten sich bereit in die kalte Welt herauszutreten und das Problem allen Witterungsbedingungen zum Trotz zu lösen!
Nur mit 4 Heringen bewaffnet, einzig in ihren Unterhosen bekleidet verließen sie das Zelt. Sven kümmerte sich um die Seile vorne am Zelt, während Daniel die Rückseite des Zeltes fixierte. Mit ihren nackten Füßen traten sie die Heringe in den Felsboden. Sven erschauderte, als Daniel plötzlich einen markerschütternden Schrei ausstieß - er war in den eiskalten Flusslauf getreten, sein Fuß wurde taub. Ein Hering noch vorne am Zelt und es war vollbracht. Unsere Helden kehrten in Zeltinnere zurück und wärmten sich an Ravioli und dem Ruhm.

Die Freude hielt jedoch nur einige Stunden, denn mitten in der Nacht war zu hören wie ein vermutlich riesiger Felsen vom Berg löste und die Schlucht, in der sie ihr Lager aufgebaut hatten, hinunterstürzte. Doch die Heldentat war nicht umsonst, denn der Felsen verfehlte das Zelt nur knapp. Später als sie wieder am Auto ankamen, mussten sie zudem mit Entsetzen feststellen, dass Daniels Ersatzschuhe aus dem Auto geklaut wurden...

Hier sind einige Bilder, die im Laufe des Tages entstanden:




1 Kommentar:

  1. Unter diesen Bedingungen hätte jeder andere den Lebensmut verloren. Nicht mal die Norweger selbst sind so hart wie diese Krieger!

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