02.05.2017
Das war kein guter Start: Der Tag fing
damit an, dass ich mich echt nicht zum Aufstehen überwinden konnte.
Die Lust war nicht da, was zum einen daran lag, dass es 7 Uhr morgens
war, und zum anderen, weil ich die nächsten drei Wochen alleine
unterwegs sein würde. Sonst konnte sich halt keiner so viel Zeit
nehmen. Ab unter die Dusche und dann mit Tasche und Rucksack zum ZOB.
Das Ticket war für den Bus nicht gültig. Von Nienburg nach Hannover
fuhr ein IC 2. Von Hannover nach Berlin war es ein ICE 2 ohne
Zwischenhalt. Beide Fahrten verbrachte ich in den Gängen.
Ich mache Fotos von Streetart und interesanten Leuten. |
Nachmittags
fuhr eine Regionalbahn mit einer Antriebssektion in jedem Mittelteil
eines Wagens (Stadler GTW) von
Berlin-Lichtenberg nach Stettin (Diselfahrzeuge dürfen nicht in den
Berliner Hbf einfahren, deswegen kann man erst weiter außerhalb nach
Polen rüber). In Stettin ging ich ohne jeglichen Plan los, bis ich
nach Nachfrage bei der Post das Ibis-Hotel fand. Ich nahm ein Zimmer
für zwei Nächte und da es am regnen war, blieb ich den Rest des
Tages gleich hier.
03.05.2017
Gestern Abend hatte ich noch die erste
Halbzeit Real Madrid gegen Atletico Madrid gesehen, komme gerade
wieder und schalte zur 53sigsten Minute der Wiederholung ein. Läuft.
Tagsüber war ich in Swinemünde
(nachdem mich die Schaffnerin oder was am Endpunkt erstmal
wachgerüttelt hatte). Um vom Bahnhof in die Stadt zu gelangen, nimmt
man die Fähre. Kostet auch nichts. Heute musste irgendein Feiertag
sein, die Geschäfte hatten zu und eine Blaskapelle war am spielen.
Und das gar nicht schlecht. Ich bin dann am Strand der Ostsee wieder
zurück nach Deutschland gelaufen. An der Grenze stehen noch zuweilen
alte Zäune. Gruselig. Mit Choreo und sowas. Tor! 2:0 für Real.
Schon wieder Ronaldo. Dann jedenfalls war ich bei Mäckes. Wasser
gibt’s hier aus Plastikflaschen. Später lief ich noch weiter durch
Stettin, vielleicht war ich sogar an der Hakenterasse, wo ich
hinwollte, die Beschilderung war nicht so gut.
04.05.2017
Heute wurde das Ticket gut genutzt. Von
Stettin ging es über Poznań
nach Breslau. In dem alten IC von 1984, der von Poznań
aus fuhr, stand ich im Gang in der nähe eines
Mitarbeiterabteils. Hatte ein wenig Lehrerzimmerflair. Jedenfalls kam
einer von den beiden Herren (Zwei Männer, eine Frau) zu einer
Durchgangstür eines Waggons und lies die Druckluft der Tür ab.
Danach war die Tür für die restliche Fahrt kaputt. Nun ließ die
Tür sich nur noch durch Muskelkraft öffnen. Ich weiß nicht, warum
er das tat.
Nach einer kurzen Runde durch
Schlesiens Hauptstadt Breslau und einer Backwarenmahlzeit mit Sicht
auf den modernen Skytower ging es weiter nach Hirschberg (polnisch:
Jelenia Góra). Meine Oma kommt von dort, da wollte ich mal wieder gucken, wie die Lage ist. Allerdings war das mit den Zügen nicht ganz einfach
und ich saß über eine Stunde rum und irgendwie fuhr kein Zug. Züge,
die angeschlagen waren fuhren irgendwie nicht. Ich stieg in einen
modernen IC ein, stieg auch gleich wieder aus, als ich mitbekam,
dass man dafür eine Reservierung braucht. Ein Bediensteter sagte,
dass gleich ein anderer Zug nach Hirschberg kommt. Ich nahm dann die
Bahn, einen Impuls-Zug, die sind auch modern und überall im Land
unterwegs, von Gleis 4, welcher erst für Gleis 1 angesagt wurde.
Um
halb 11 war ich in Hirschberg. Mit den schweren Taschen lief ich
wieder drauf los. Ein BMW drehte neben mir sich an einer Kreuzung
aggressiv mit durchdrehenden Reifen um 18 Grad. Ich hab mich echt
verjagt. Kurz nach 11 hatte ich ein Zimmer im Mercure-Hotel. Drei
Übernachtungen, das erste und einzige mal mit Frühstück (und
zugleich teuerster Aufenthalt mit gut 174 € insgesamt).
05.05.2017
Heute fuhr ich nirgendwo hin, sondern
drehte nur eine Runde durch Hirschberg. Ich war hier vor vielen
Jahren das letzte Mal. Hätte ich nicht wiedererkannt. Den Brunnen
oder die Siebenhäuser in der Stadtmitte. Alles wie neu für mich.
Bei der Touristeninfo holte ich mir die Fakten ab, die ich brauchte
um zur Schneekoppe zu gelangen.
06.05.2017
Schneekoppe - Nur Original mit Schnee |
07.05.2017
Krakau Hbf |
08.05.2017
Ich stieg kurz vor halb 1 aus dem
Impuls-Zug aus. Zwardoń sah nicht so aus, als gäbe es hier eine
Möglichkeit zum Übernachten.Laut Plan ging der nächste Zug um
03:44 zurück. Auf der anderen Straßenseite stand eine windgeschütze
Hütte/Bushäuschen, in der ich ein wenig die Augen zugemacht hatte.
Zwei Männer, die am Bahnhof am arbeiten waren (es standen dort 4
Züge rum, wurden wohl kontrolliert oder was), sahen mir eine weile
dabei aus der Entfernung zu, wie ich mir einen zweiten Pulli
überwarf, dann ging ich in die Waagerechte. Gepennt habe ich nicht
viel, dafür habe ich den Zug erwischt. Bei meinen Recherchen im
Nachhinein stellte sich herraus, dass Zwardoń nur einige hundert
Meter zur slowakischen Grenze entfernt ist. So ein Mist. In
Bielsko-Biała fand ich auch nicht das richtige, also fuhr ich nach
Krakau, egal, ich konnte eh kaum laufen, der Muskelkater war noch
locker nicht weg. Trozdem drehte ich eine Runde durch die Stadt. War
sehr nett, keine Frage. Jetzt machte ich mich mal konkret schlau, wie
man am besten nach Bratislava kommt. Mein Weg führte mich,
Überraschung, über Katowice. Im Zug saß eine Familie, die sich
über das ganze Abteil verteilte. Ich hielt sie erst für Spanier, im
Nachhinein denke ich aber, es waren Rumänen. Egal, auf jedenfall
unterhielten sie sich über das ganze Abteil, das war echt nicht
geil. Kann man nicht einmal seine Ruhe haben im Zug? Angekommen in
Katowice nahm das Chaos wieder seinen gewohnten Gang: Ich stand auf
Bahnsteig 1 und wartete auf den Zug nach Wien Hbf. Auf Gleis 9 sollte
er ankommen (Bahnsteige und Gleise werden in u. A. In Polen getrennt
nummeriert, was das soll habe ich nie herausgefunden). Plötzlich
steht da aber ein ganz anderer Zug dran, der sogar eine spätere
Ankunftszeit hat. Ich renne runter in die Halle und gucke auf die
Anzeige: 15 Minuten Verspätung. Wieder hoch. Der Zug fuhr ab und ein
anderer kam. Wieder nicht meiner. Nach den 15 Minuten immer noch kein
Anzeichen von dem IC nach Wien. Wieder in die Halle, alles wie
gehabt. Wieder hoch. Da stand er dann am danebenliegenden Gleis 7
angeschlagen. Ich musste in Břeclav, Tschechien, aussteigen, aber
meinen Anschlusszug nach Bratislava konnte ich sowieso knicken. Und
dann war das nicht mal einer von den schnellen und schönen neuen
IC's, sondern wieder so eine Abteilgurke, aber immerhin ein neuerer.
Eine ältere Frau saß im Abteil, dann kam ich noch, fand die
bestimmt nicht gut. Ich auch nicht, die war aber im Nachhinein
eigentlich ganz nett. Es kam auch noch eine Frau. Nach einer Stunde
ca. bemerkte ich, dass sie in ihrer Handtasche einen Hund dabei
hatte. Er war sehr klein und müde und sehr niedlich. Ich stieg in
Břeclav aus, der andere Zug stand, was ich sah, als er abfuhr, am
Gleis gegenüber und hatte gewartet. Da Břeclav nicht sehr groß und
Bratislava heute nicht mehr drin war (machte nichts, ich hatte eh
noch 80 Euro in Tschechischen Kronen, die ich verbraten wollte), fuhr
ich nach Brünn (tschechisch: Brno). Das einfahren sah mit der Kirche
auf dem Berg schon echt imposant aus. Ich dachte, in der zweitgrößten
Stadt des Landes findet man jüst ein Hotel, das war dann aber doch
gar nicht so einfach. Erst irrte ich durch die Innenstadt und holte
mir eine viertel Pizza. Später nahm ich den Bus Richtung Flughafen.
Ich dachte, da wird es garantiert was geben. Ich hatte noch den
Busfahrer gefragt, ob da was ist und es klang so. Ich fragte ihn auch
nach einem Ticket, das musste man über SMS machen, hab ich nicht
hingekriegt und dann sein lassen. Wir fuhren und fuhren. Nichts. Kein
Hotel zu sehen. Wir kamen schließlich am Flughafen an. Da war
Totentanz. Da war absolut nichts. Gut, dachte ich, fahr ich wieder
zurück. Tja, das war leider der letzte Bus. Mitten in der Nacht am
menschenleeren Flughafen mit einer riesigen Tasche. Richtig
unauffällig. Die Security hielt sich zum Glück nur im Gebäude auf.
Ein Flugzeug startete von der Landebahn aus, mehr ging hier nicht.
Ich überlegte: Legst du dich hier jetzt einfach pennen? Nee. Ich
rief mir kurz darauf hin ein Taxi und landete im eFi-Hotel. Super
Hotel. Mit Smart-TV und Küchenzeile. Erstmal Mucke über YouTube
reingeknallt und meine Kronen haben auch gereicht.