Letztens wurden uns via Flaschenpost einige sehr interessante Fotos zugespielt. So könnte wohl die Geschichte dahinter lauten:
"Jeden Morgen nehme ich die Stadtbahn um zur Arbeit
zu kommen. Jeden Morgen setze ich mich in die Bahn neben all den anderen Morgenmuffeln
die auf Ihre Smartphones starren oder verträumt ins Leere blicken, ohne einen
Blick für die unbekannte Welt, die uns in dem Moment umgibt. Dabei gibt es in
den Tunneln einiges zu entdecken. Ich beschäftige mich in meinen 20 Minuten
durch den Untergrund meistens damit, aus dem Fenster zu starren und irgendetwas
von dem mitzubekommen, was am Fenster in der Dunkelheit an mir vorbei rast. Und
tatsächlich sieht man an verschiedenen Stellen im Tunnel Gänge die abzweigen,
verschiedene Betriebsmittel, die den Verkehr regeln oder sicher machen und auch
ganze Gleise, die scheinbar ins Nichts führen. All dies sind Dinge, die dem
normalen Passagier eigentlich nichts angehen und es gibt wohl auch kaum Menschen,
die einen Blick in diese verborgenen Stellen blicken durften. Trotzdem erkennt
man schon beim vorbei fahren, dass sich Leute diesen Bereich zugänglich gemacht
haben – denn an den verschiedensten Stellen sind Graffities zu finden. Eine verrückte
Vorstellung wie Sprayer in die Tunnel laufen und hier zwischen den vorbei
fahrenden Bahnen genug Zeit abpassen um sich zu verewigen.
Auch mich würde es brennend interessieren diese
Welt selbst zu erkunden. Die Vorstellung vorbei fahrenden Bahnen auszuweichen
schreckt mich jedoch ab. Klar kann man mal einer Bahn ausweichen indem man das
Gleis wechselt. Aber was wenn mal zwei Bahnen aus beiden Richtungen kommen? Und
keine Nische in der Tunnelwand erreichbar ist um sich zu verstecken? Reicht der
Platz zwischen den vorbei fahrenden Bahnen aus, um unversehrt zu bleiben? Wer
weiß das schon. Ausprobieren möchte ich es jedenfalls nicht.
Eines Tages streikte das Verkehrsunternehmen in
meiner Stadt. Das bedeutet es fuhren keine Busse und auch keine Bahnen. Als ich
hiervon Wind bekam, kam mir die Idee, dass dies eine einmalige Gelegenheit sein
könnte. Das was mich am meisten davon abschreckte solch einen Tunnel zu
betreten – die Bahnen – bleiben heute stehen. Also begann ich alles klar zu
machen: Ich organisierte einen brauchbaren Dude, legte Taschenlampe, Handschuhe
und Kamera beisammen und spähte tagsüber einen Übergangstunnel aus, aus dem die
Bahnen an jedem anderen Tag an die Oberfläche fahren. Heute jedoch nicht und
deswegen waren die Tunneleingänge durch ein Gitter verschlossen. Aus der
Entfernung konnte ich erkennen, dass oberhalb dieses Gitters ca. 40 cm
Platz zwischen Tunneldecke und Gitter sind, durch die man hindurch klettern
könnte. Der Plan stand also. Und so machten wir uns bei Einbruch der Dunkelheit
auf den Weg in Richtung Tunneleingang. Natürlich suchte ich mir einen
Tunneleingang aus, der nicht an einer überlaufenden Ecke der Stadt liegt.
Zwar befindet sich auch dieser noch unweit des Stadtzentrums, jedoch ist dieser
Eingang einseitig von einem Park umgeben und deswegen ist es bei Dunkelheit
einfacher sich unentdeckt Zugang zu verschaffen. Hier warteten wir einen
unbeobachteten Moment ab und liefen möglichst unauffällig die Gleise entlang in
die Tiefe in Richtung Tunneleingang. Als wir beim Gitter angekommen waren,
betrachteten wir es aus der Nähe noch einmal genau. Wir stellten fest, dass es
zwar machbar wäre über das Gitter zu klettern. Jedoch ist dies nicht ganz
ungefährlich, da die Gefahr besteht, dass man in Berührung mit den
Oberleitungen kommt. Zwar vermute ich, dass die Oberleitungen
an diesem Tag abgeschaltet sein müssten, jedoch kann man sich da natürlich
nicht sicher sein. Vor allem nicht weil auch die Lichter in den Tunneln
eingeschaltet waren (Werden diese durch den Strom in den Oberleitungen oder durch
das öffentliche Stromnetz gespeist?). Wir beschlossen daher unter das Gitter
hindurch zu schlüpfen. Dafür legten wir einige der Steine zwischen den Gleisen
beiseite um uns mehr Platz zu verschaffen. Wir gruben uns also unter das Gitter
hindurch.
Und da waren wir nun. Endlich in einem dieser Tunnel.
Da ja auch die Lichter im Tunnel eingeschaltet waren, brauchte ich meine
Taschenlampe nicht mal. Wir gingen also vorsichtig den Tunnel entlang und hielten
Ausschaue nach Überwachungskameras oder Wachpersonal, konnten jedoch nichts
dergleichen entdecken. Dieser Tunnel führe zunächst ca. weitere 100 m in
die Tiefe. Wir konnten bereits die nächste U-Bahn-Haltestelle sehen, die sich
etwa 200 m vom Gitter entfernt befand. Auch dort brannte Licht und wir
waren uns sicher, dass die Überwachungskameras in dieser Station auch
eingeschaltet sein würden. Daher wollten wir zunächst nur bis zu dieser Station
gehen und spätestens dort wieder umdrehen. Auf halben Weg zu dieser Station
entdeckten wir aber eine Abzweigung der Gleise in einen Tunnel, der in etwa in
einen tieferen Bereich unter dem Tunneleingang führte. Dass ein Tunnel in diese
Richtung führte war mir noch gänzlich unbekannt - obwohl ich oft diese
Bahnlinie nehme. Natürlich weckte dies unsere Neugier und wir schlichen uns in
diesen komplett unbekannten Teil der U-Bahn. Diese Gleise führten tiefer in den
Untergrund. Als wir uns schätzungsweise genau unter dem Gitter am Tunneleingang
befanden – vermutlich um die 30 m unter der Oberfläche – gelangen wir an
eine Art Abstellgleis. Bahnen standen hier jedoch an diesem Tag keine. Doch
auch hier waren wir längst nicht die ersten, denn auch an diesem Teil der
U-Bahn waren die Tunnelwände übersäht mir Graffities. Dieses Abstellgleis
markierte auch das Ende dieses Tunnels. Möglicherweise wird dieser Bereich als
Wendeplatz genutzt, falls es draußen heftig stürmt oder die Bahnen aus anderen
Gründen nicht aus dem Tunnel herausfahren können.
Unsere Tour endete hier. Weiter Richtung U-Bahn-Station und die Kameras dort wollten wir uns nicht wagen. Wir machten uns also vorsichtig wieder in Richtig Oberfläche und wieder unter das Gitter hindurch. Anschließend legten wir die beiseite geschafften Steine wieder so unter das Gitter, wie wir es vorgefunden hatten - als wären wir nie da gewesen. Letztendlich waren wir die ganze Tour hindurch allein in den Tunneln und blieben unseres Wissens nach unentdeckt. Natürlich machten wir während dieser Zeit auch einige Fotos, die hier unten zu finden sind."
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Eingang |
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Tunnelblick |
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Verkehrslichter |
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Graffities - Am Ende des Tunnels ist die nächste U-Bahn-Station erkennbar |
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Abzweigung |
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Blick zum Abstellgleis |
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Abstellgleis |
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Arbeitszeug vom Putzkommando |
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Abstellgleis |
Was glauben Sie - Ist diese Geschichte wahr oder nur erfunden?